Veranstaltungen

55. Jahrestagung
der Deutschsprachigen Gesellschaft für Kunst & Psychopathologie des Ausdrucks e.V.

24. - 26. Oktober 2024
"Ironie"
Museum Gugging
Am Campus 2
3400 Maria Gugging

Ironie ist ein zutiefst menschliches Phänomen. Im Gegensatz etwa zur Verstellung, zu der auch Tiere beispielsweise in Form von Mimikry fähig sind, oder der Lüge, wird mit Ironie zwar das Gegenteil von dem gesagt, was gemeint ist, dies aber in der Form, dass das Gegenüber genau dies versteht. Es geht bei der Ironie also nicht um Irreführung, sondern um ein absichtliches Vermitteln der Differenz von Gesagtem und Gemeintem. Ironie setzt ein Verständnis für das Als ob, wie es im Spiel stattfindet, sowie die Fähigkeit, sich in den mentalen Zustand anderer versetzen zu können, voraus. Im Gegensatz aber zur alleinigen Mentalisierungsfähigkeit, andere im falschen Glauben zu wissen, wie sie sich bei Kindern zwischen viertem und fünftem Lebensjahr ausbildet – und in «False Belief-Tests» geprüft werden kann – , findet sich in der Ironie eine doppelte Brechung: Zunächst wird wörtlich etwas anderes gesagt, als gemeint ist, dies aber – anders als bei der Lüge – in der Absicht, dass diese Differenz erkannt wird.

 

Ironie findet sich nun nicht nur in der Sprache, sondern ebenso auch in der Bildwelt. Im Begriff der «ikonischen Differenz» ist eine Begründungsfigur gegeben, die als Pendant zur Ironie in der Sprache gelten könnte. In der «ikonischen Differenz» kommt die spezifisch menschliche Fähigkeit zum Ausdruck, dass wir vom rein Faktischen absehen, es einklammern und es in gewisser Weise anders ansehen können. Das, was ein Bild zum Bild macht, eine Skulptur zur Skulptur ist die Abgrenzung und Unterscheidung von etwas Faktischem, einer Realität und seiner Bedeutung. Die symbolische Welt wird von der Realität abgegrenzt, im Bild bspw. durch den Rahmen. Bilder, Skulpturen, ja, letztlich Kunst, gibt es nur für Wesen, die deren Darstellungsfunktion begreifen, ihr Als-ob. So ist das Pissoir, ausgestellt von Duchamps, eben nicht mehr einfach ein Pissoir, sondern tut vielleicht so, als ob es eines wäre. Versteht man dies als Aufbrechen einer vermeintlichen Eindeutigkeit zugunsten einer Mehrdeutigkeit und Dekonstruktion von Konventionen des Sehens und Wahrnehmens, hat dieses Pissoir durchaus einen ironischen Zug. Die Feinsinnigkeit von Ironie situiert sich so auch gut zwischen Humor und Sarkasmus.

 

Die DGPA-Jahrestagung 2024 ist diesem Phänomen «Ironie» gewidmet in allen künstlerischen – und auch durchaus auch psychopathologischen – Ausdrucksformen.

 

Daniel Sollberger
Geschäftsführender Präsident der DGPA

CALL FOR PAPERS:
Vorschläge für Referate mit kurzem Abstract sind willkommen, gerne bis zum 31. Mai 2024 an: daniel.sollberger@pbl.ch